Projektarbeit

Die Kinder in Reggio Emilia sind Inhaber von Rechten. Eines der Rechte ist das Recht auf Lernen und Erkenntnis.

Dies beinhaltet, dass Kinder bei ihren Ideen und ihren Fragen von den Pädagogen begleitet werden. Der Erwachsene „assistiert“ dem Kind bei dem Prozess, gibt Impulse, Unterstützung, und sucht gemeinsam mit den Kindern nach Lösungen.

Es ist wichtig, dass die Kinder so oft als möglich in Situationen kommen in denen die Antworten noch nicht sofort da sind, in denen man aber fühlt, dass es die Möglichkeit gibt zu einer Lösung der Fragen zu kommen.

Viele Möglichkeiten zu schaffen, dass die Kinder autonom, kooperativ, selbstständig lernen zu eigenen Antworten zu kommen , durch eigene Hypothesen, durch ein anregungsreiches Umfeld, Raum als dritter Erzieher, durch Ateliers, durch Bildungsinseln, durch eine große Bibliothek, durch Suchmaschinen im Internet, Tische für neugierige Kinder, durch sprechende Wände und Dokumentationen.

„In dem Moment, wenn den Kindern einmal geholfen worden ist, sich selbst als Urheber und Erfinder zu begreifen, wenn ihnen einmal geholfen worden ist, die Freude am Forschen zu entdecken, explodieren ihr Interesse und ihre Motivation....Die Zeit der Kindheit ist mehr als alle folgenden Zeiten von diesen Erwartungen gekennzeichnet Die Kinder zu enttäuschen beraubt sie der Möglichkeiten, die keine Ermunterung in späteren Jahren wiedererwecken kann.

Aus Kinder mit erhobenem Kopf von Brigtte Sommer

Das Kind lernt aus sich heraus aktiv zu handeln und auf solche Weise sein Handeln und seinen Alltag und seine Entwicklung zu gestalten. Dabei erlebt es exemplarisch, wie es selbstständig und gemeinsam mit den anderen Kindern Lösungen für Probleme finden kann.

Es lernt auch durch „ Fehler“, denn der Weg zum Fehler und der Weg zu der richtigen Lösung ist auch eine sehr wichtige Erfahrung. Es stärkt die Kinder und gibt ihnen Kraft und Selbstbewusstsein.

Manchmal sind diese Erfahrungen auch schwierig –aber manchmal auch vergnüglich

In diesem Prozess, wo es das Lernen lernt entwickelt es Kompetenzen und Grundhaltungen, durch die es sein Leben später besser meistern kann.

Es gibt ja in Reggio Emilia eine große Anzahl von Projekten und auch Dokumentationen, welche an „sprechenden Wänden „ präsentiert werden.

Im Eingangsbereich ( Die Visitenkarte des Hauses ) werden die Kinder, die Eltern und die Besucher darüber informiert, wer dort arbeitet und welche Pädagogin in welchem Raum zu finden ist – und vor Allem welche Projekte gerade im Haus sind.

Ich war über die Kunstpräsentationen im Haus Diana in Reggio Emilia damals sehr beeindruckt. Vor Allem die Regale mit all den „ Schätzen“. Die Fotodokumentationen und auch die Beobachtungsbögen der Atelierleitungen haben bei mir große Wertschätzung erfahren.

Auch der Bericht einer Atelierleitung, dass sie in einem halben Jahr in Rente geht und seit 6 Monaten mit ihr gemeinsam eine neue Atelieristin für ein ganzes Jahr mit ihr gemeinsam arbeitet und so die Gedanken und Ideen gemeinsam weiterentwickelt und kreiert werden können.

Respekt kann ich da nur sagen.

Die Räume in Reggio sind wirklich Räume der Provokation, lichtdurchflutet und überall sind Spiegel, Zitate der Kinder und Projektdokumentationen.

Für mich war das Buch über Schuh und Meter von Reggio Children (Beltz Verlag) eine gute Dokumentation um zu sehen, wie Marina Castagnetti und Vea Vecchi in diesem Buch aus dem Haus Diana ihre Erfahrungen aus diesem Prozess schildern.

Die Situation war, dass die Kinder in ihrem Raum einen weiteren Arbeitstisch benötigen. Die Erzieherinnen haben dann den Tischler zu einem Termin eingeladen, damit sie einen Tisch bei ihm bestellen können.

Als der Tischler sagt, dass er die Maße benötigt sagen die Kinder, dass er die Maße von ihnen bekommt-

Diese Aussage der Kinder ist die Initialzündung für ein umfangreiches Projekt, in welchem die Kinder sehr viel über Maß und Messen lernen.

Auch der Spaß mit dem Vögelchen oder das Lernen lernen.

Über einen Vogel, welcher am Fenster der Kindertagesstätte von einer Erzieherin geklebt worden war haben die Kinder das Projekt Licht und Schatten kennengelernt.

Irgendwann entdeckten die vierjährigen Kinder den Schatten des Vogels auf dem Boden und sie begrüßen ihn. Sie begrüßten den Schattenvogel mit Wasser und Futter und bauten ihm noch eine Fernsehecke zur Entspannung.

Als die Kinder wieder daran interessiert waren, kamen sie wieder zu der Stelle und... da war der Vogel weggeflogen. In der Diskussion überlegten die Kinder und kamen auf die Idee den Vogel festzuhalten. Sie befestigen den Vogel mit Klebebänder auf dem Boden. Doch wieder flog er weiter.

Die Kinder aus der Nachbargruppe hatten die Idee, dass die Kinder sich verstecken sollen um den Vogel zu beobachten –sie verstecken sich

Und wieder ist der Vogel weitergeflogen. Ein Kind kam dazu und fragte nach um was es geht. Die Kinder erzählten ihre Beobachtungen.

Das Kind sagte, dass das doch der Schatten des Vogels sei -----

Die Erzieherinnen haben das Projekt dokumentiert, Sie sind ja das Gedächtnis der Kinder.

Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, dass ganz alltägliche Erlebnisse und Gespräche der Kinder gemeinsam diskutiert und erforscht werden.

Die Hundert Sprachen der Kinder

Es ist eine richtige Wissenschaft, die 100 Sprachen der Kinder zu „erahnen“ und „versuchen zu verstehen“.

Wichtig ist es nicht zu interpretieren, sondern durch Beobachtung den Ideen zu folgen und bei den Kindern nachzufragen.

Die hundert Sprachen der Kinder sind Werkzeuge, mit deren Hilfe sich kindliche Erfahrungen und Weltinteresse artikulieren.

Damit die verschiedensten Möglichkeiten der Sinneserfassung zu einer Erfahrung werden können, brauchen Kinder Materialien, Werkzeuge, Materialien Rollen und darstellendes Spiel, Schminkzeug, bildende Kunst, Bewegung, Naturwissenschaft um möglichst viele Formen der Ausdrucksmöglichkeit zu entwickeln zu können.

Die pädagogische Gesamtstrategie Kinder dabei zu unterstützen die Fragen der Kinder zu beantworten sind nicht sonderlich förderlich. Es ist wichtig die direkten Fragen der Kinder zu beantworten.

Dies hat zur Folge, dass sie nicht nur ihr Wahrnehmungsvermögen stärken und entwickeln, sondern auch das, was sie erfahren, was sie dabei an Fragen bewegt zur Sprache bringen können.

Das ist in der „ Sprecharmen Zeit“ eine wichtige Basiskompetenz.